presse echo top500 23102008

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TOP 500

Modernisierte

Holzindustrie Pfeifer. Die Imster

Tradition

Holzindustrie Pfeifer ist ein florierendes Unternehmen, das sich seinen Platz am internationalen Parkett gesichert hat. Die drei Geschäftsführer über Tradition, notwendige Anpassungen und die Schwachstellen Tirols.

Tradition angepasst: Michael und Clemens Pfeifer führen die Holzindustrie Pfeifer in dritter Generation.

ECHO: Barbara Pfeifer gründete das Unternehmen 1945. Inwieweit ist es wichtig, sich als Familienunternehmen auf die eigenen Wurzeln zu besinnen? Clemens Pfeifer: Sehr wichtig. Die Pflanze, die unsere Großmutter damals gesetzt hat, hat sehr tiefe Wurzeln geschlagen und sich zu einem massiven Baum entwickelt, der vielen Stürmen standgehalten hat. Deswegen ist es wichtig, sich der eigenen Geschichte, Wurzeln und Philosophie bewusst zu sein, auch daran festzuhalten, aber dies möglichst auch an die aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen.

ECHO: Gab es durch den Generationenwechsel Veränderungen? Michael Pfeifer: Wir haben zum einen unsere Betriebs- und Bereichsleiter stärker in Entscheidungssituationen eingebunden. Wichtig ist uns das Miteinander, das wir so auch strukturell umsetzen. Clemens Pfeifer: Und zum anderen haben wir aufgrund der Unternehmensgröße erstmals in der Firmengeschichte von einer reinen Pfeifer-Führung abgesehen und uns dafür entschieden, familienexterne Mitarbeiter, eben Herrn Franzoi, in die oberste Führungsebene zu

holen. Das war ein Schritt, welchen der Generationenwechsel neben anderen mit sich gebracht hat. Ewald Franzoi: Es gibt heute in vielen Unternehmen einen Wandel in der Führungskultur. Heute muss man sich in ein Team einordnen können, wir brauchen Teamspieler. Eine teamorientierte Führung ist insofern auch wichtig, weil man dadurch auf einer zweiten Basis abgesichert ist. Und eben dieses Team ist einer der größten Gewinne der letzten Jahre, denn genau daran gehen viele Unternehmen zugrunde ­ Stichwort Unternehmensnachfolge: Sol-

che Prozesse bergen immer das Risiko in sich, viel Porzellan zu zerschlagen. Das funktioniert nur dann relativ reibungslos, wenn jeder seine Grenzen kennt und akzeptiert und auch bereit ist, einmal einen Schritt nach vorne oder zurück zu gehen. Michael Pfeifer: Dem stimme ich zu. Meiner Meinung nach macht ein Unternehmer erst dann seine Meisterprüfung, wenn er das Unternehmen geordnet übergibt. Das schaffen nicht alle. ECHO: Stichwort Unternehmensübergabe. Was kann dabei Probleme machen? Michael Pfeifer: Es kann natürlich der Fall sein, dass es keine Nachfolger gibt. Viele wollen heute auch gar kein Unternehmen übernehmen. Außerdem sind viele Unternehmen vom Gründer patriarchisch geführt, der die zweite Generation zu wenig involviert, und dann ist es irgendwann zu spät. Clemens Pfeifer: Manche sind so in ihrer beruflichen Tätigkeit gefangen, dass sie sich ohne sie in der Welt nicht mehr zurecht finden. Weil sie vergessen haben, andere Lebensbereiche aufzubauen und dann verständlicherweise Angst haben, aus diesem schützenden Umfeld ,,Arbeit" herauszugehen. ECHO: Wie lief denn die Übergabe des Unternehmens an Sie ab? Clemens Pfeifer: In unserem Unternehmen wurde die Übergabe genau geplant und schrittweise umgesetzt. Es ist auch wichtig, dass die ältere Generation im Hintergrund da ist, denn deren Erfahrung hat natürlich unbezahlbare Vorteile. Außerdem: In Unternehmen, in welchen kein Familienzusammenhang da ist, ist auch weniger Verbundenheit und Kontinuität. Da packt der eine Vorstand seinen Koffer, während der nächste schon auf seinem Stuhl sitzt. ECHO: Wie genau definieren Sie Team?

Ewald Franzoi: Im Grunde ist es vergleichbar mit einer Fußballmannschaft: Wenn man einen guten Mittelstürmer und einen guten Tormann hat, aber sich dazwischen nichts abspielt, kann diese Mannschaft kaum

auf die Umwelt. Wir produzieren Energie CO2-neutral, wir brauchen keine fossilen Brennstoffe in diesem Bereich. Und wir versuchen natürlich, Standortoptimierungen und Erweiterungen

,,Man hat die Stärken eines Familienunternehmens immer geschickt zu nutzen gewusst."
Clemens Pfeifer, Geschäftsführer Holzindustrie Pfeifer ein Spiel gewinnen. Wenn wir alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten, ist der Erfolg sehr wahrscheinlich. Und dabei ist wichtig: Derjenige, der vorne die Tore schießt ist genauso wichtig wie der Verteidiger, der vielleicht nicht so im Rampenlicht steht, wenn er einem Gegner mal den Ball abgenommen hat. Aber hätte er es nicht getan, gäbe es unter Unternehmen ein Tor für den Gegner. Ich glaube, das kann man eins zu eins auf ein Unternehmen ummünzen. ECHO: Die Holzindustrie Pfeifer ist optimal positioniert. Wo sehen Sie die Gründe für die erfolgreiche Aufstellung? Clemens Pfeifer: Für mein Dafürhalten hat das sehr viel mit dem Vertrauen zu tun, das wir in die Mitarbeiter des Unternehmens setzen. Man hat die Stärken eines Familienunternehmens auch immer geschickt zu nutzen gewusst ­ beispielsweise die schnelle Entscheidungsfindung in wichtigen Fragen. Und ein wesentlicher Vorteil unseres Unternehmens ist, dass nicht ein Kopf denkt, sondern mehrere. Was gerade mit unserer aktuellen Größe ein entscheidender Punkt ist. ECHO: Ihr Unternehmen ist bekannt für seine umweltbewussten Maßnahmen. Wie genau sehen diese aus? Michael Pfeifer: Holz ist ein CO2-neutrales Naturprodukt ­ da unser Rohmaterial Natur ist, achten wir entsprechend so anzulegen, dass möglichst wenig CO2 entsteht. Vermeiden kann man das nicht ganz, aber darauf Acht geben. Allein aufgrund des Rohstoffs sind wir prädestiniert dafür, dass wir umweltmäßig sehr vorsichtig ist und dementsprechend alle Chancen und Möglichkeiten nutzen. Clemens Pfeifer: Wir haben in der Holzverarbeitung einen

großen Vorteil: Wir haben es mit einem Naturprodukt zu tun, dass wirklich vollständig verwendbar ist. Auch von der technischen Seite agieren wir mit einer sehr umweltfreundlichen Produktion. Daneben produzieren wir in unseren hochmodernen Biomasseheizkraftwerken ,,grünen" Strom, womit wir zu den nationalen und internationalen Luftverbesserungszielen entscheidend beitragen. Wir sind immer am neuesten Stand der Technik, kontrollieren uns in Sachen Umwelt auch selbst und treiben das Thema aktiv voran. So setzen wir im Transportbereich neben ,,dem Holz der kurzen Wege" auch verstärkt auf die Bahn. ECHO: Der neue Standort in Lauterbach wird nächstes Jahr fertiggestellt sein. Werden weitere folgen? Clemens Pfeifer: GreenfieldProjekte sind derzeit keine




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ECHO Top 500 11/2008

Foto: Lechner (1)



TOP 500
geplant, allerdings werden wir uns, wie auch in der Vergangenheit praktiziert, Übernahmeangebote von Firmen aus der Holzbranche genau ansehen und bei guten Gelegenheiten zuschlagen. ECHO: Wie sieht es denn im Moment aus in der Holzbranche? Ewald Franzoi: Die Branche ist sicher in einem starken Veränderungsprozess. Heute wollen viele auf diesen Zug aufspringen, aus einem Sägewerk heraus Weiterverarbeitung zu betreiben. Aber ohne eine entsprechende Größe hat man keine Chance. Dadurch wird es sicher Veränderungen geben, die sehr einschneidend sein werden. Was wir hier andenken und auch schon überall leben, sind unsere integrierten Standorte mit nahezu autarker Energieversorgung. Unseres Erachtens ist das der richtige und auch notwendige Schritt in die Zukunft. Wer nicht vor fünf oder mehr Jahren so wie wir auf diesen Zug aufgesprungen ist, der hat praktisch keine Chance mehr. ECHO: Werden sich Ihre heutigen Hauptabsatzmärkte von den künftigen unterscheiden? Michael Pfeifer: Heute sind es Österreich, Deutschland, Italien und die Schweiz, in welchen wir 75 Prozent unseres Umsatzes erzielen, weitere 15 Prozent gehen in die restlichen Länder Europas, zehn Prozent außerhalb Europas. Speziell die Märkte im Osten sind in den letzten zwei Jahren immer bedeutsamer geworden, wie etwa Polen, Bulgarien, Rumänien und Russland. Auch der Mittlere Osten und der gesamteasiatische Raum, speziell Indien, sind Zukunftsträger. ECHO: Wie wird die Umsatzentwicklung heuer aussehen? Michael Pfeifer: Wir haben unseren Umsatz in den letzten Jahren stetig durch Firmenzukäufe in Deutschland und Tschechien und den Ausbau be-stehender Produktionen speziell hier in Tirol gesteigert. Derzeit befindet sich die Branche in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit. Auch wir können uns von dieser Entwicklung nicht vollständig abkoppeln und werden unsere ambitionierten Ziele nicht ganz erreichen. Das liegt an rückläufigen Märkten: Spanien hat bis zu 70 Prozent verloren, Amerika ist ein schwieriger Markt geworden, wir machen dort aber nur ein Prozent unseres Gesamtumsatzes, das fällt also nicht sonderlich ins Gewicht. Wir gehen nicht davon aus, dass sich die gesamtwirtschatfliche Lage vor 2010 ändern wird. Vorerst wird das Umfeld schwierig bleiben. mit sich bringen. Sie zeigen, wo man seine Hausaufgaben gemacht hat und was man noch nachjustieren kann. Außerdem kommen für uns dadurch sicher auch interessante Übernahmechancen. ECHO: Das Unternehmen ist international an mehreren Standorten tätig. Wie schneidet der Standort Tirol im Vergleich ab? Clemens Pfeifer: Man kann durchaus sagen, dass es in Tirol erheblich schwieriger ist, eine Produktion dieses Ausmaßes zu führen. Vor allem die Logistik gestaltet sich hier schwieriger. Tirol hat aber sicher den Vorteil, dass es hier ­ auch wenn es nicht unbedingt einfach ist, Facharbeiter zu finden ­ doch sehr gute und engagierte Mitarbeiter gibt. Aber: Wir sind in Tirol entstanden und groß geworden, deshalb werden wir auch in Tirol bleiben. Ewald Franzoi: Die Politik ist gefordert, den Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Betriebe erfolgreich wirtschaften können. Die Topografie des Landes bietet einige Schwierigkeiten, aber auch hier kann die Politik natürlich entsprechend unterstützen. Großbetriebe werden ja aus der Region heraus erhalten. Man muss auch das Gefühl haben, dass man unterstützt wird. Es kann nicht sein, dass erst dann etwas getan wird, wenn man die Produktion reduzieren oder verlagern muss. Das Mindeste, was man sich erwarten dürfte, wäre, als Unternehmer keine Prügel zwischen die Beine gelegt zu bekommen. Es ist sehr wichtig, der Politik zu signalisieren, dass sie nicht nur Wähler hat, sondern auch Unternehmer und dass sie sich mit deren Problemen auseinandersetzen muss. Denn in Tirol gibt es hauptsächlich zwei Themen: Das eine ist der Transit, das andere der Tourismus ­ Gewerbe und Industrie werden in unserem Land leider oft stiefmütterlich behandelt. Clemens Pfeifer: Es war für uns auch nie ein entscheidendes Kriterium, in welchem Land wir Fördergelder bekommen. Standortentscheidungen haben sich aufgrund anderer Kriterien abgeleitet. Unternehmen müssen wirtschaftlich immer so agieren, dass sie selber bestehen können ­ ohne Förderungsmittel. Denn ansonsten ist die Luft raus, wenn die Wirkung der Spritze weg ist. Ewald Franzoi: Unser Unternehmen erwartet sich nicht, vom Land Geld zur Verfügung gestellt zu bekommen ­ wir wollen nur geeignete Rahmenbedingungen. Interview: Sonja Niederbrunner

,,Die Politik ist gefordert, geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Betriebe erfolgreich wirtschaften können."
Ewald Franzoi, Geschäftsführer Holzindustrie Pfeifer Ewald Franzoi: Solche Konsolidierungsprozesse sind in einer Branche normal. Man kann nicht erwarten, dass es immer nur nach oben geht. Ein Unternehmen sollte das aushalten. Man muss auch in diesen Zeiten wachsen können, vielleicht nicht umsatzmäßig, aber an Stärke. Natürlich sind Steigerungen schön ­ wer will das nicht haben. Ich glaube aber, dass auch Zeiten, wie wir sie heute erleben, Chancen

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